Flüchtlingsunterbringung: Politiker vor vollendeten Tatsachen



Hotel Achteck

In einem Teilbereich des Hotels "Achteck" in Garath wurden ende Juni ebenfalls Flüchtlinge untergebracht. Seit rund einem Jahr leben bereits knapp 50 Flüchtlinge in einem Mietshaus an der Emil-Barth-Straße. Die Höchstzahl der Aufnahme im Hotel „Achteck“ soll laut Informationen auf 34 Personen beschränkt sein. Wie an der Emil-Barth-Straße obliegt die Betreuung der Flüchtlinge der Diakonie und dem „Arbeitskreis Emil-Barth-Straße“ der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, die u.a. Hilfsangebote besser koordinieren wollen. Über die Herkunftsländer der neuen Flüchtlinge gibt es keine Angaben. 



Weder die BezirksvertreterInnen (letzte Sitzung am 23. Juni) noch die Garather Bevölkerung sind über das Aufnahmevorhaben der Asyl suchenden informiert worden. Lediglich eine E-Mail vom 25. Juni stellten Kommunalpolitiker - wie auch bei der Quartiersnahme der 50 Flüchtlinge an Emil-Barth-Straße vor einem Jahr - vor vollendeten Tatsachen.

Angesichts der katastrophalen humanitären Verhältnisse in ihren Heimatländern ist es ein Gebot der Menschlichkeit, Flüchtlinge aufzunehmen. Ich halte es jedoch für das falsche Signal, die Bevölkerung und insbesondere die politischen Vertreter der Aufnahmebezirke, wiederholt nicht frühtzeitig über die Pläne zu informieren. Das führt unter der Bevölkerung nicht nur zu Frust, sondern steht - angesichts des gegenwärtig immensen Zustroms Asyl suchender – der so oft auch in Garath gepriesenen „Willkommenskultur“ entgegen. 

Das Gelingen  ist jedoch auch immer abhängig davon, wie die Stadtspitze mit ihren Stdtbezirken, deren Vertreter und der Bevölkerung um geht:  Wenn  diese durch nicht rechtzeitige oder durch unterbliebende Informationen außen vor gehalten werden, kann eine erfolgreiche kommunale Willkommenskultur schnell ins Gegenteil umschlagen.

Auch wenn die Kommunen noch kein Mitspracherecht in der Asylpolitik  haben, ist es für eine ordnungsgemäße Ausübung eines politischen Mandates unerlässlich, in allen Angelegenheiten, die einen Stadtbezirk betreffen, rechtzeitig und umfassend von der Verwaltungsspitze informiert zu werden. Dazu gehört auch die Unterbringung von Asyl suchenden Menschen und die rechtzeitige Einbindung der Bevölkerung.


Editorial

Politisch Verfolgten und von Kriegen betroffenen Menschen haben ein Recht auf größtmögliche Hilfe. Diese wird jedoch von Bund und Ländern all zu oft den vielerorts finanziell angeschlagenen und sozialschwächeren Kommunen zugemutet. Wir brauchen nicht nur eine solidarische Verteilung von Asyl suchenden, sondern auch neue Wege in der Flüchtlingspolitik, um den wachsenden Lasten der Flüchtlingsunterbringung in den Kommunen entgegenwirken zu können. 

Interessanterweise scheinen viele EU-Abgeordnete und einige Staats- und Regierungschefs der gleichen Ansicht zu sein – nur zu einem wirklichen Paradigmenwechsel in der Flüchtlings- und Asylpolitik konnten sie sich bisher nicht durchsetzen.


Fazit:

  • Eine vernünftige Aufnahmepolitik lässt weiterhin auf sich warten
  • Deutschland, die EU und die Partnerländer zeigen bisher keine ernsthaften Anstrengungen, die Fluchtursachen zu bekämpfen
  • Kommunen haben weiterhin kein Mitspracherecht in der Asylpolitik, sondern nur die Pflicht, Vorschläge zu machen.
 Peter Ries